Typ-2-Diabetes – alles „Kopfsache“?SEATTLE, 7. November (Biermann) – Laut neuesten Erkenntnissen aus der medizinischen Forschung gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass das Gehirn bei der Regulierung des Glucosespiegels im Blut – und somit bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes – eine wichtige Rolle spielt.
Sollte dies tatsächlich der Fall sein, könnte dies völlig neue Wege für die Prävention und Behandlung dieser chronischen Krankheit eröffnen.
In einer Studie, die in dem renommierten Wissenschafts-Journal „Nature” veröffentlicht wurde, schreiben Hauptautor Dr. Michael W. Schwartz von der University of Washington in Seattle und seine Kollegen von den Universitäten Cincinnati, Michigan und München, dass man bereits vor langer Zeit davon ausgegangen war, dass das Gehirn für die Aufrechterhaltung eines normalen Glucosestoffwechsels verantwortlich ist.
Mit der Entdeckung des Hormons Insulin und seiner Wirkung in den 1920er-Jahren aber richteten sich die Forschungsbemühungen auf dem Gebiet des Diabetes fast ausschließlich darauf. Heute nun zielen fast alle Behandlungsansätze darauf ab, entweder den Insulinspiegel zu erhöhen oder die Empfindlichkeit des Körpers gegenüber Insulin zu erhöhen.
„Diese Medikamente werden häufig eingesetzt und kontrollieren eine Hyperglykämie (zu hohe Blutzuckerwerte) wirksam. Sie stellt das Kennzeichen des Typ-2-Diabetes dar”, erklären die Wissenschaftler. „Allerdings zielen sie mehr auf die Folgen des Diabetes ab als auf seine Ursachen, weshalb sie eher zu einer Kontrolle als zu einer eigentlichen Heilung der Krankheit führen.“
Die Forscher berichten in ihrem Artikel, dass neue Forschungsergebnisse auf die Abhängigkeit einer normalen Glucoseregulation von der Zusammenarbeit der insulinproduzierenden Pankreaszellen (Inselzellen) und den neuronalen Schaltkreisen im Hypothalamus und anderen Gehirnregionen hindeuten. Für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes, so argumentieren die Forscher, müssten sowohl das Inselzellsystem als auch das im Gehirn angesiedelte System für die Regulierung der Blutzuckerwerte versagen.
Quellen: University of Washington 06.11.2013; Nature 2013;503(7474)Pressemitteilung: BD Medical - Diabetes Care
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