Süßlicher Atem: Typ-1-Diabetes erschnüffelnOXFORD, 5. Dezember (Biermann) – Mit einem einfachen Test der Atemluft lässt sich englischen Wissenschaftlern zufolge möglicherweise bei Kindern schon dann ein Typ-1-Diabetes erkennen, wenn die Erkrankung sich noch nicht vollständig etabliert hat.
Demnach entsteht ein süßlicher Geruch der Ausatemluft, wenn sich potenziell schädliche Stoffe im Blut ansammeln. Dazu wiederum kommt es, wenn die Insulinwerte niedrig sind.
Die Forscher hoffen, dass diese Erkenntnisse, die einen erhöhten Acetonwert mit einem ebenfalls erhöhten Ketonwert im Blut in Zusammenhang bringen, zur Entwicklung eines Diagnosegerätes führen könnte. Damit wäre es möglich, Kinder mit einem neu aufgetretenen Diabetes zu identifizieren, bevor eine diabetische Ketoazidose (DKA) entsteht.
Eine DKA tritt auf, wenn ein schwerer Insulinmangel vorliegt. Das bedeutet, dass der Körper Glukose nicht in Energie umwandeln kann und dafür stattdessen die Fettreserven verwendet. Ketone sind ein Nebenprodukt eines solchen Fettabbaus. Sie können sich, wenn nicht eingegriffen wird, ansammeln und machen den Körper buchstäblich „sauer“: Das Verhältnis von Säuren und Basen wird gestört und der pH-Wert im Blut sinkt.
Bei etwa jedem vierten Kind, bei dem letztendlich ein Typ-1-Diabetes entdeckt wird, führt erst eine DKA auf die richtige Spur. Aceton – das einfachste aller Ketone – ist ein Stoff, der bei der Entstehung einer DKA als Nebenprodukt anfällt, und normalerweise über die Ausatemluft ausgeschieden wird. Tatsächlich weiß man schon seit 200 Jahren, dass Aceton bei Diabetikern zu einem süßchlich riechenden Atem führt. Nun könnte man sich dies mit einem Messinstrument zunutze machen.
Für die aktuelle Untersuchung hatten die Wissenschaftler von der Universität Oxford, Oxford Medical Diagnostics und dem Kinderkrankenhaus Oxford Atemluft- und Blutproben von 113 Kindern und Jugendlichen gesammelt und analysiert.
Prof. Gus Hancock, einer der Studienautoren betont die Besonderheit der Untersuchung: „Während der Acetonwert in der Ausatemluft in recht großen Kohorten gesunder Personen schon untersucht worden ist, wurden die meisten Messungen bei Typ-1-Diabetikern bislang in eher kleinen Patientengruppen von meist nur bis zu 20 Personen durchgeführt. Messungen bei Kindern gab es zudem nur wenige.“
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass es realistischerweise möglich ist, Messungen der Acetonwerte in der Ausatemluft heranzuziehen, um die Ketonwerte im Blut abzuschätzen”, fährt Hancock fort. „Wir arbeiten an der Entwicklung eines kleinen Handgerätes, mit dem man Ketonwerte in der Ausatemluft messen kann. Dies könnte helfen, Kinder mit einem neu aufgetretenen Diabetes zu erkennen, bevor eine DKA hinzukommt. Bislang ist für eine Untersuchung auf Diabetes ein Bluttest notwendig, dessen Durchführung für Kinder traumatisch sein kann.“
Quellen: Insitute of Physics, London, 25.11.2014; Journal of Breath Research 2014 Nov 25;8(4):046010Pressemitteilung:BD Medical - Diabetes Care
http://www.bd.com/de/diabetes
