Schwangerschaftsdiabetes: Zur Prävention braucht es mehr als Sport und bessere ErnährungLONDON, 9. Juli (Biermann) – Bei stark übergewichtigen Schwangeren, die ein hohes Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) besitzen, bedeuten eine Ernährungsumstellung und Sport zwar einen insgesamt gesünderen Lebensstil, helfen aber allein offenbar nicht, den Schwangerschaftsdiabetes zu verhindern. Das zumindest berichten Wissenschaftler in der Zeitschrift „Lancet Diabetes and Endocrinology“.
Laut den Ergebnissen dieser Untersuchung sollte stattdessen der Fokus auf einem besseren Screening und einer optimalen Behandlung liegen, meinen die Studienautoren vom King´s College in London. Dazu gehöre auch ein strikterer Schwellenwert für die Diagnose.
Starkes Übergewicht oder Fettleibigkeit stellen einen Risikofaktor für Komplikationen in der Schwangerschaft dar – insbesondere für den sogenannten Gestationsdiabetes und dafür, ein für sein Entwicklungsalter großes Kind zur Welt zu bringen. Aus früheren Studien war hervorgegangen, dass Programme zur Förderung eines gesünderen Lebensstils bei adipösen Schwangeren das Risiko senken.
Nun stellt die UPBEAT-Studie mit mehr als 1500 Schwangeren – die nach Angaben ihrer Autoren erste große Studie zu solchen Lebensstil-Maßnahmen - dieses Credo infrage oder deutet zumindest darauf hin, dass für eine wahre Prävention mehr notwendig ist.
Während die eine Hälfte der Studienteilnehmerinnen eine standardmäßige Versorgung und Beratung erhielten und somit die Kontrollgruppe bildeten, kam die andere Hälfte für acht Wochen in den Genuss einer wöchentlichen Übungseinheit mit einem Trainer. Bestandteil dieser Intervention waren ein Handbuch mit Lebensmittelempfehlungen, Rezepten und Anweisungen für sportliche Aktivitäten zusammen mit einer Trainings-DVD extra für Schwangere sowie ein Schrittzähler und ein Log-Buch, in dem die Studienteilnehmerinnen ihre wöchentlichen Ziele dokumentieren konnten.
Ziel des körperlichen Trainings war es vor allem, dass die Probandinnen mehr spazieren gingen (Gehen mit mittlerer Intensität) . In Bezug auf die Ernährung wurde den Frauen geraten, kohlehydratreiche Lebensmittel gegen solche einzutauschen, deren Kohlehydratgehalt sich weniger auf den Blutzuckerspiegel auswirkt sowie den Konsum gesättigter Fettsäuren einzuschränken.
Alle Probandinnen unterzogen sich einem oralen Glucose-Toleranztest, wobei die Wissenschaftler aber die strengeren, von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Kriterien für die Diagnose eines Gestationsdiabetes ansetzten und entsprechend eine Behandlung einleiteten.
Bei 26 Prozent der Frauen in der Studie wurde ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt. Dabei fanden die Forscher allerdings keinen Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen (mit oder ohne Veränderung der Lebensgewohnheiten). Über alle Studienteilnehmerinnen hinweg erwiesen sich neun Prozent der Kinder bei der Geburt als zu groß für ihr Entwicklungsalter, doch auch hier gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Studiengruppen.
Allerdings, so betonen die Forscher ausdrücklich, habe die Intervention zu anderen Veränderungen geführt, so beispielsweise zu einer geringeren Aufnahme von Fett und einer geringeren Belastung des Blutzuckerspiegels. Auch bewegten sich die Frauen mehr, was zusammen mit der besseren Ernährung ihr Schwangerschaftsgewicht reduzierte – in der Interventionsgruppe waren die Schwangeren im Durchschnitt um ein halbes Kilogramm leichter – und die Fettleibigkeit minderte.
Zudem stellten die Wissenschaftler fest, dass weniger Kinder als sie vorhergesagt hatten, bei der Geburt zu groß waren: Ausgegangen waren sie von 17 Prozent der Kinder, doch spielten sich die Werte näher bei dem in der Allgemeinbevölkerung beobachteten Level (zehn Prozent) ein. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass im Rahmen der Studie bei mehr Frauen durch die Einhaltung der Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert und behandelt worden war.
Quelle: King's College London, 09.07.2015Pressemitteilung:BD Medical - Diabetes Care
http://www.bd.com/de/diabetes