Bei Schichtarbeit nicht auch noch spät sehr eisenhaltig essenSALT LAKE CITY, 6. November (Biermann) – Wer Nachtschichten arbeitet, sollte am Abend besser keine Mahlzeiten mit hohem Eisengehalt zu sich nehmen – denn das bringt offenbar den Tag-Nacht-Rhythmus der Leber durcheinander und erhöht somit unter anderem das Diabetesrisiko. Das berichten amerikanische Wissenschaftler in der Zeitschrift „Diabetes“.
Forscher gehen schon seit Längerem davon aus, dass eine Störung der „inneren Uhr“ der Grund dafür ist, dass neben Typ-2-Diabetes auch Fettleibigkeit und Krebserkrankung bei Schichtarbeitern häufiger auftreten. Die „Hauptuhr“ des Körpers befindet sich im Gehirn – hier wird reguliert, wann wir schlafen und essen. Aber auch in anderen Körpergeweben ist ein Tag-Nacht- oder „zirkadianer“ Rhythmus gespeichert – so auch in der Leber, die den Blutzuckerspiegel reguliert.
Die Forscher der Universität Utah zeigen in ihrer aktuellen Studie, dass Eisen, das wir mit unseren Mahlzeiten aufnehmen, für die innere Uhr der Leber eine wichtige Rolle spielt. „Eisen ist wie das Rädchen an einer Uhr, mit dem man die Zeit einstellt“, erklärt Hauptstudienautoren Prof. Judith A. Simcox. „Und wenn man einen Faktor – wie Eisen – entdeckt, der den zirkadianen Rhythmus der Leber einstellt, kann das weitreichende Folgen für Schichtarbeiter haben.“
Jede der inneren Uhren des Körpers arbeitet nach ihrem eigenen Schema, um die jeweiligen Funktionen zu erfüllen. Diejenige im Gehirn läuft mit dem Tageslicht und bestimmt über unseren Wach- und Schlafrhythmus. Schichtarbeit stört diesen natürlichen und von unserem Körper vorgegebenen Ablauf empfindlich. Schlaf – und Ernährungsmuster geraten aus dem Takt.
Die „Leber-Uhr“ hingegen tickt nach dem Rhythmus der Nahrungsaufnahme. Während des Schlafes hilft dieser Zeitmesser, einen konstanten Blutzuckerspiegel zu halten und lässt ihn kurz vor dem Aufwachen in die Höhe schnellen. Laufen die inneren Uhren der Leber und des Gehirns nicht mehr synchron, kann dies laut dem ebenfalls an der Studie beteiligten Prof. Donald A. McClain somit zu Stoffwechselerkrankungen führen.
Auf der Suche nach äußeren Einflüssen auf die inneren Uhren beobachteten McClain und Simcox Labormäuse und stellten fest, dass Eisen in der Nahrung die Konzentration von Häm – einem Bestandteil des Hämoglobins, dem eisenhaltigen roten Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen – erhöhte. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass sich bei der Bindung von Häm an ein zirkadianes Protein (eine Substanz, deren Funktion Simcox mit einem Zahnrädchen in einer mechanischen Uhr vergleicht) die Aktivität dieses Proteins verstärkt und die Leber veranlasst wird, den Blutzuckerspiegel optimal einzustellen.
Das Problem für Schichtarbeiter: Eine so erhöhte Aktivität eines zirkadianen Proteins ist gesund, wenn sie synchron zur inneren Uhr der Leber auftritt. Geschieht dies aber zur Unzeit – wie bei einer Nachtschicht und einem späten Mahl – kann dies zu anomalen Blutzuckerspiegeln führen.
„Wenn Schichtarbeiter nachts ein hoch eisenhaltiges Mahl zu sich nehmen, könnte das die mangelnde Synchronisierung zwischen den inneren Uhren in Leber und Gehirn noch verschlimmern“, erlärt McClain.
Viel Eisen enthalten ist beispielsweise in Leber – egal, ob vom Schwein oder vom Rind – und Blutwurst, in Hülsenfrüchten und grünem Blattgemüse sowie in Weizenkleie.
Quellen: University of Utah Health Sciences, 21.10.2014; Diabetes, 14.10.2014 (Vorabveröffentlichung online) Pressemitteilung: BD Medical - Diabetes Care
http://www.bd.com/de/diabetes