Fruchtzucker: Für Diabetiker nicht geeignet?Fruchtzucker galt lange als empfehlenswert bei Diabetes. Das hat sich geändert. Unter anderem, weil er Insulinwirkung und Verdauung beeinträchtigen kann.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde Fruchtzucker für seine Eigenschaften geradezu gefeiert; heute gilt er – zumindest in Expertenkreisen – eher als ‚out’. Da stellt sich die Frage: Woher rührt dieser Sinneswandel?
Ist Fruchtzucker der gesündere Zucker?
Fruchtzucker (Fruktose) kommt insbesondere in Obst wie Äpfeln, Birnen, Trauben und Honig vor. Er zählt wie der Traubenzucker (Glukose) zu den Einfachzuckern, ist aber chemisch geringfügig anders aufgebaut. Der kleine Unterschied hat es in sich. Zum einen schmeckt Fruchtzucker süßer. Für den gleichen Geschmackseffekt reicht daher eine geringere Menge aus, und der Verbraucher kann theoretisch Kalorien sparen. Zum anderen wird der Fruchtzucker weitgehend insulinunabhängig verwertet. Und schließlich lässt er den Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit langsamer ansteigen als eine vergleichbare Menge Traubenzucker. Ideale Voraussetzungen also für Diabetiker, so schien es.
In industriell verarbeiteten Lebensmitteln ersetzte man daher den herkömmlichen Zucker durch Fruchtzucker und wies die Produkte als „für Diabetiker geeignet“ aus. Darüber hinaus hat der Fruchtzucker für die Hersteller eine Reihe von produktionstechnischen Vorteilen und legte auch in nicht diätetischen Lebensmitteln eine beachtliche Karriere hin. Vor allem in Limonaden, Säften, Konfitüren, Desserts, Pralinen und Schokoladen ist das Kohlenhydrat eine gängige Zutat. Mittlerweile aber hat das Bild vom gesunden Süßungsmittel Risse bekommen.
Fruchtzucker: Mehr Schaden als Nutzen?
„Studienergebnisse haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Fruchtzucker zahlreiche Stoffwechseleffekte hat, die eher schaden als nützen“, sagt Professor Dr. Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der Technischen Universität München. So wird ein großer Anteil des Kohlenhydrats in der Leber zu Fett verarbeitet. „Dies führt dazu, dass die Wirksamkeit von Insulin nachlässt“, erklärt Hauner. „Bei einem Drittel aller Menschen steigen außerdem die Konzentrationen bestimmter Blutfette an.“ Für Diabetiker, die ohnedies eine erniedrigte Insulinsensitivität und ein erhöhtes Risiko für Fettstoffwechselstörungen haben, sind derartige Folgen des Fruchtzuckerkonsums besonders ungünstig.
Ein weiteres Argument gegen den Fruchtzucker ist sein Einfluss auf die Verdauung. Wird das Kohlenhydrat nämlich nicht vollständig aus dem Dünndarm aufgenommen, gelangt es in den Dickdarm und ruft dort Blähungen und Durchfall hervor. „Diesen Effekt kennen viele Menschen, allerdings ist die Menge, die vertragen wird, individuell unterschiedlich“, sagt Hauner.
Und damit ist die Liste der Nachteile noch nicht zu Ende. So gibt es Hinweise, wonach der Verzehr von Fruchtzucker mit erhöhten Harnsäurewerten, einem Risikofaktor für Gicht, einhergeht und im Gegensatz zu Traubenzucker Sättigungssignale unterdrückt. Manche Forscher führen selbst Fettlebererkrankungen und das Entstehen eines Diabetes auf einen vermehrten Fruchtzuckerkonsum zurück. Ob es auch diesbezüglich einen ursächlichen Zusammenhang gibt, ist bislang aber nicht belegt“, schränkt Hauner ein.
Vollwertige statt diätetische Lebensmittel
Trotzdem können die einst propagierten Vorzüge des Fruchtzuckers mögliche Nachteile nicht überzeugend wettmachen. Nicht zuletzt deswegen wurde auch die sogenannte Diätverordnung geändert. Demnach gibt es heute keine Lebensmittel mehr, die als speziell für Diabetiker geeignet ausgewiesen werden dürfen. Ernährungsexperten und Diabetologen raten zuckerkranken Menschen stattdessen, sich an die allgemeinen Regeln für eine vollwertige Ernährung zu halten.
Fruchtzucker ist bei normaler Ernährung kein Problem
Umgekehrt warnt Hauner davor, nun den Fruchtzucker zu verteufeln. „Viele der beobachteten negativen Effekte machen sich erst bei einem Verzehr von 80 Gramm pro Tag und mehr bemerkbar. „Solche Mengen werden bei einer normalen Ernährung nicht erreicht.“ Mit anderen Worten, wer im Rahmen einer gesunden und ausgewogenen Ernährung gerne Obst isst und sich Honig auf das Brot schmiert, der muss auch weiterhin nicht darauf verzichten.
Quelle: Diabetes-Ratgeber
http://www.diabetes-ratgeber.net