1, 2 oder 3? - Wie häufig ist Diabetes vom Typ-3c? Diabetes, der auf einer vorangegangenen Erkrankung der Bauchspeicheldrüse beruht, wird in der Fachwelt als Diabetes des exokrinen Pankreas, auch als sekundärer Diabetes oder als Diabetes vom Typ-3c bezeichnet. Eine britische Studie hat nun untersucht, wie häufig dieser Diabetestyp auftritt und richtig erkannt wird. Fehldiagnosen sind keine Seltenheit.
Chronische Entzündung (Pankreatitis), Verletzungen oder Operationen der Bauchspeicheldrüse, Tumorerkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen wie Mukoviszidose oder Eisenspeicherkrankheit – dies alles kann dazu führen, dass die Bauchspeicheldrüse ihre Aufgaben in der Produktion von Verdauungsenzymen und Insulin oder Glukagon zur Blutzuckerregulation nicht mehr erfüllen kann.
Eine britische Forschergruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Häufigkeit von Typ-3c-Diabetes in der Bevölkerung und das Auftreten von Fehldiagnosen genauer zu untersuchen. Sie griff dazu auf Daten von fast 32.000 Patientinnen und Patienten zu, bei denen zwischen 2005 und 2016 ein Diabetes diagnostiziert wurde. Die Wissenschaftler ermittelten in 559 Fällen (1,8 Prozent) einen Typ-3c-Diabetes. Dieser Anteil war damit sogar höher als der Prozentsatz an Typ-1-Diabetes, der nur bei 1,1 lag.
Sie verglichen ihr Ergebnis mit den Diagnosen, die durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte der betroffenen Patienten gestellt wurden. Überraschenderweise stuften diese nur 2,7 Prozent der Typ-3c-Patienten korrekt ein. Bei 7,7 Prozent diagnostizierten sie stattdessen Typ-1-Diabetes. Die große Mehrzahl von 87,8 Prozent stuften sie als Typ-2-Diabetiker ein. Vor allem bei älteren und übergewichtigen Patienten ist die Abgrenzung zu Diabetes vom Typ-2 häufig schwierig, wenn dem Arzt oder der Ärztin die vorangegangene Erkrankung der Bauchspeicheldrüse nicht bekannt ist.
Sekundärer Diabetes verläuft dabei oft ungünstiger. Die Blutzuckereinstellung ist schwieriger und in vielen Fällen auf lange Sicht unbefriedigender als bei Typ-2-Diabetes. Während nur 4,1 Prozent der Patienten mit Typ-2-Diabetes im Verlauf von fünf Jahren nach der Diagnose mit Insulin behandelt werden müssen, sind es von den Betroffenen mit sekundärem Diabetes (Typ-3c) 29,6 Prozent.
Um die bestmögliche Behandlung für den einzelnen Patienten zu ermöglichen, sollten Ärzte bei jeder Neudiagnose abklären, ob vorausgegangene Bauchspeicheldrüsenerkrankungen vorliegen, so die Autoren.
Quellen:
Woodmansey, C. et al.: Incidence, Demographics, and Clinical Characteristics of Diabetes of the Exocrine Pancreas (Type 3c): A Retrospective Cohort Study. In: Diabetes Care, 2017, 40:1486-1493. Pressemitteilung: Diabetesinformationsdienst München
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