Doppelte Last: Posttraumatische Belastungsstörungen machen Diabetes wahrscheinlicherBOSTON, 14. Januar (Biermann) – Dass auch Stress zur Entstehung eines Typ-2-Diabetes beitragen kann, wird von Forschern schon länger diskutiert. Jetzt hat eine wissenschaftliche Studie ergeben, dass Frauen, die ein Trauma erlitten haben und an posttraumatischem Stress leiden, ein fast doppelt so hohes Diabetesrisiko besitzen wie Frauen, die keine derartige Erfahrungen gemacht haben.
Schon in früheren Arbeiten hatten Forscher über einen Zusammenhang zwischen einem traumatischen Lebensereignis – Krieg, Gewalt, Unfälle, Naturkatastrophen oder auch der Verlust eines nahestehenden Menschen etwa – und dem Auftreten eines Typ-2-Diabetes spekuliert. Diese Studien konnten aber bislang nicht klären, ob eine posttraumatische Belastungsstörung das Diabetesrisiko erhöht oder umgekehrt, oder ob diese beiden Erkrankungen aufgrund anderer, gemeinsamer Faktoren miteinander in Verbindung stehen.
Prof. Andrea L. Roberts von der Harvard School of Public Health in Boston und ihre Kollegen haben nun die nach eigenen Angaben ersten Längsschnittstudien zu posttraumatischen Belastungsstörungen und dem Neuauftreten von Typ-2-Diabetes durchgeführt. Dafür wurden Frauen 22 Jahre lang beobachtet.
Während dieses Zeitraums erkrankten gut 6 Prozent der Frauen an einem Typ-2-Diabetes. Dabei war dies bei Frauen mit Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung häufiger der Fall als bei solchen, die kein emotional stark belastendes Erlebnis hinter sich hatten. Je mehr Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung – wie zum Beispiel Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, erhöhte Reizbarkeit und Konzentrationsstörungen – eine Frau zeigte, desto wahrscheinlicher war es, dass sie an Typ-2-Diabetes erkrankte.
Laut den Wissenschaftlern weisen ihre Studienergebnisse darauf hin, dass die Einnahme von Antidepressiva und ein höherer Body-Mass-Index nahezu zur Hälfte für das gesteigerte Diabetesrisiko verantwortlich waren. Rauchen, Alkohol, Sport und gute Ernährung spielten bei den in dieser Studie untersuchten Frauen offenbar keine Rolle für das Diabetesrisiko.
Quelle: JAMA Psychiatry, 07.01.2015 (Vorabveröffentlichung online)
Pressemitteilung:BD Medical - Diabetes Care
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