Abatacept, ein Wirkstoff zur Behandlung von Rheumapatienten, kann möglicherweise auch Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 1 helfen
Rheuma gilt, ähnlich wie Typ-1-Diabetes, als eine "Autoimmunkrankheit". Das bedeutet: Zellen des Immunsystems richten sich gegen Bestandteile des Körpers, den sie eigentlich "schützen" sollten – etwa vor Bakterien und Viren. Bei Rheumatikern geraten vor allem die Gelenke ins Visier, bei Typ-1-Diabetikern dagegen die Insulin produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse.
Seit einiger Zeit steht Rheuma-Spezialisten ein neuer Wirkstoff zur Verfügung, um die Beschwerden ihrer Patienten – wenn andere Therapien versagt haben – zu lindern. Dabei handelt es sich um das Eiweiß Abatacept. Regelmäßige Infusionen mit Abatacept können Studien zufolge die Symptome von Patienten mit "rheumatoider Arthritis" bessern.
Jetzt untersuchten Forscher, ob sich die Arznei möglicherweise auch dazu verwenden lässt, das Fortschreiten eines Typ-1-Diabetes zu verhindern. Dazu verabreichten sie einer Gruppe von frisch diagnostizierten Typ-1-Diabetikern in bestimmten Abständen eine Infusion mit Abatacept oder eine wirkstofflose Plazebo-Lösung.
Insulinproduktion verbessert sich
Der Einfluss der Therapie auf die Insulinproduktion wurde durch Messung der C-Peptid-Spiegel im Blut gemessen. C-Peptid fällt bei der Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse als "Nebenprodukt" an. Weil es in künstlich hergestelltem Insulin (das die Studienteilnehmer sich spritzen mussten) nicht vorkommt, liefert der C-Peptid-Spiegel Informationen darüber, ob und wieviel Insulin die Bauchspeicheldrüse noch selbstständig produziert und ins Blut ausschüttet.
Tatsächlich war die Insulinproduktion bei den Teilnehmern, die mit Abatacept behandelt wurden, nach zwei Jahren um rund 60 Prozent höher als bei den Diabetikern, die statt Abatacept Plazebo-Infusionen erhielten. Die Verbesserung trat allerdings bereits in den ersten sechs Monaten ein. Danach besserte sich die Insulinproduktion trotz fortgesetzter Abatacept-Therapie nicht mehr.
Ob Abatacept künftig eine Option für Patienten mit Typ-1-Diabetes sein könnte, lässt die Studie offen. Womöglich ließe sich der Verlauf des Diabetes damit verzögern und der Bedarf an Insulin vermindern. Andererseits können Substanzen, die wie Abatacept ins Immunsystem eingreifen, das Risiko für Infektionen und womöglich auch für Krebserkrankungen erhöhen. Zumindest scheint die Studie zu belegen, dass es durchaus sinnvoll ist, weitere Behandlungsansätze dieser Krankheit zu erforschen.
Quelle: Diabetes-Ratgeber
http://www.diabetes-ratgeber.net