Diabetesrisiko: Verräterischer BlutdruckVon Andrea BannertNachts sinkt der Blutdruck bei gesunden Menschen meist deutlich ab. Bei vielen Diabetikern ist das nicht der Fall. Dies könnte helfen, die Stoffwechselkrankheit sehr früh zu erkennen.
Im tiefen Schlaf sollte der systolische Blutdruck, also der obere Blutdruckwert, um mindestens zehn Prozent absinken, so die Angabe der Deutschen Hochdruckliga (DHL). Ist dies nicht der Fall, liegt eventuell eine Diabetes-Erkrankung vor.
Blutdruckmessung im Minutentakt
Über diesen Zusammenhang wollten Ramón Hermida von der Universität Vigo in Spanien und seine Kollegen mehr wissen. Dazu werteten sie die Daten von 2656 Männern und Frauen aus, deren Blutdruck über knapp sechs Jahre mindestens einmal pro Jahr mit einer ambulanten 48-Stunden-Langzeitmessung erfasst worden war. Bei dieser Messmethode trägt man ein Messgerät am Handgelenk, welches den Blutdruck in regelmäßigen Intervallen erfasst und aufzeichnet.
Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer durchschnittlich 50,6 Jahre alt und hatten normale bis erhöhte Blutdruckwerte. Andere Risikofaktoren für Diabetes wie Alter, Taillenumfang, Nüchternglukose und chronische Nierenerkrankungen flossen in die Datenauswertung mit ein.
Insgesamt entwickelten 190 Testpersonen im Beobachtungszeitraum von knapp sechs Jahren einen Typ-2-Diabetes. Bei Probanden, deren systolischer Blutdruck nachts messbar absank, war auch das Diabetes-Risiko geringer, und zwar um 30 Prozent. „Der nächtliche Blutdruck könnte helfen, Diabetes früher zu erkennen“, schreiben die Wissenschaftler.
Welcher Mechanismus hinter dem beobachteten Zusammenhang zwischen erhöhten Blutdruckwerten beim Schlafen und dem Diabetesrisiko steckt, ist weitgehend unklar. Trotzdem stellten Hermida und Kollegen aus ihren Ergebnisse die Hypothese auf, dass die höheren Nachtblutdruckwerte einen Nährboden für den Diabestes bilden und nicht Folge einer entstehenden Diabeteserkrankung sind. „Eventuell könnten die Einnahme von Blutdrucksenker dann sogar die Entstehung von Typ-2-Diabetes verhindern“, so Hermida.
Blutdrucksenker vor dem Schlafengehen
Und noch einen Effekt beobachteten die Forscher. Wer seinen Bluthochdruck bereits mit Medikamenten behandelte und diese vor dem Schlafengehen einnahm, verringerte sein Diabetesrisiko um 43 Prozent, im Vergleich zu Patienten, die die Antihypertensiva über den Tag verteilt schluckten.
Quelle: Hermida R.C. et al.: Sleep-time BP: prognostic marker of type 2 diabetes and therapeutic target for prevention, Diabetologia, September 2015.
Pressemitteilung: NetDoktor.de
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