Hypoglykämien und Fahrerlaubnis

Hypoglykämien und Fahrerlaubnis: EU-Richtlinie lässt viele Diabetiker schummeln

KOPENHAGEN, 14. Oktober (Biermann) – Mobilität im Alltag ist wichtig – das gilt für chronisch Kranke möglicherweise noch mehr als für Gesunde, müssen doch Arzttermine und Rehabilitationsmaßnahmen eingehalten werden. Viele sind dabei auf ein Auto angewiesen – doch Diabetiker müssen hier ihren Blutzuckerspiegel genau im Auge behalten.

Seit die Europäische Union Anfang 2012 die Bestimmungen für die Fahrerlaubnis innerhalb der EU geändert hat, haben manche Typ-1-Diabetiker ein Problem: Denn wer öfter als einmal im Jahr eine schwere Hypoglykämie erlitten hat – also einen rapiden Abfall des Blutzuckerspiegels – darf nicht mehr hinter das Steuer.

Eine Gruppe dänischer Wissenschaftler hatte den Verdacht, dass sich diese Regelung darauf auswirken könnte, ob die Betroffenen ihrem Arzt von solchen Hypoglykämien berichten, und nahm mehr als 300 Typ-1-Diabetiker dahingehend genauer in Augenschein. Dabei wurden die in den Jahren 2010-2012 in Krankenakten festgehaltenen schweren Hypoglykämien mit den Ergebnissen aus einer anonymen Befragung verglichen.

Das Ergebnis: 2012 – im Jahr der Einführung der neuen Regelung – waren im Vergleich zu den Vorjahren die Angaben zu Hypoglykämien in den Krankenakten um 55% zurückgegangen, und der Anteil der Patienten war von 5,6% auf 1,5% gesunken.

Beim Vergleich mit den anonym gemachten Angaben zeigte sich, dass offenbar nur rund 30% der Patienten ehrliche Angaben gemacht und über schwere Hypoglykämien berichtet hatten.

Das, so betonen die Wissenschaftler um Ulrik Pedersen-Bjergaard, gefährdet aber nicht nur den Straßenverkehr, sondern vor allem auch die Gesundheit der Patienten selbst. Denn neben Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und ein allgemeines Gefühl der Schwäche kann dieser Zustand auch zum Koma führen.

Quelle: Diabetes Care, 06.10.2014 (Online-Veröffentlichung vorab)



Pressemitteilung: BD Medical - Diabetes Care http://www.bd.com/de/diabetes