Innere Uhr steuert Zuckerstoffwechsel
Die Fähigkeit des Körpers, Zucker ohne größeren Blutzuckeranstieg abzubauen, schwankt im Tagesverlauf - sie ist abends und nachts schlechter als am Morgen. Welche genauen Ursachen sich hinter den tageszeitlichen Schwankungen dieser so genannten Glukosetoleranz verbergen, war bislang nicht geklärt. Eine kleine Studie hat nun mehrere Mechanismen dafür ausfindig gemacht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift PNAS publiziert. Sie könnten auch für Menschen mit Diabetes von Interesse sein.
Die Wissenschaftler der Harvard Medical School in Boston konnten drei Faktoren identifizieren, die eine maßgebliche Rolle für die Schwankungen in der Glukosetoleranz spielen: Neben dem Schlaf-Wach-Rhythmus spielen auch Verschiebungen von Tag- und Nacht-Aktivitäten, etwa bei nächtlicher Schichtarbeit eine Rolle. Zudem ist die Glukosetoleranz unabhängig von der biologischen Tageszeit generell zum Abendessen schlechter als zum Frühstück.
In der Studie beobachteten die Wissenschaftler 14 gesunde Teilnehmer jeweils zweimal acht Tage lang bei fest definierten Essens- und Schlafzeiten und standardisierten sonstigen Bedingungen wie etwa der aufgenommenen Kalorienmenge. In einem der beiden Untersuchungszeiträume wechselten die Teilnehmer am vierten Tag auf Nachtarbeit.
Sowohl in der Phase der Nachtarbeit als auch am jeweiligen biologischen Abend war die Glukosetoleranz gegenüber dem Tag bzw. dem Morgen um 12 bzw. 6 Prozent deutlich erniedrigt. Aber auch unabhängig von der biologischen Tageszeit lag sie zum Abendessen um 8 Prozent unter dem Wert vom Frühstück.
Die Wissenschaftler mutmaßen, dass die niedrigere Glukosetoleranz am biologischen Abend durch eine Phase reduzierter Insulinantwort bedingt sein könnte. Die reduzierte Toleranz während der Nachtarbeit hingegen scheint in einer reduzierten Insulinsensitivität begründet zu sein.
In der Konsequenz könnte es sinnvoll sein, die Kohlenhydratmenge am Abend zu reduzieren, schlussfolgern die Wissenschaftler. Zudem liefern die Ergebnisse einen Hinweis darauf, warum Schichtarbeiter ein erhöhtes Risiko tragen, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Ob die Ergebnisse auch auf Menschen mit Diabetes übertragbar sind, müssen weitere Studien klären.
Quelle:
Morris, C. et al.: Endogenous circadian system and circadian misalignment impact glucose tolerance via separate mechanisms in humans. In: PNAS Vol 112, 17, E2225-E2234 doi:10.1073/pnas.1418955112
Ebert, T.: Einfluss von zirkadianem Rhythmus auf Glucosetoleranz. In: Der Diabetologe 2015, 11:1390, DOI: 10.1007/s11428-015-1390-1Veröffentlicht auf: Diabetes Austria - Initiative Soforthilfe für Menschen mit Diabetes
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