Gesunde Zähne – bei Diabetes besonders wichtigDiabetiker, die an einer schweren Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) leiden, haben schlechtere Blutzuckerwerte – und sterben eher
Diabetiker, die an einer schweren Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) leiden, sterben mehr als doppelt so oft an einem Herzinfarkt wie Diabetiker ohne oder mit einer nur leicht ausgeprägten Parodontitis. Die Wahrscheinlichkeit, infolge eines diabetesbedingten Nierenversagens zu sterben, ist sogar fast um das Neunfache erhöht.
Auf diesen drastischen Zusammenhang weisen Diabetes-Spezialisten und Zahnärzte in einer gemeinsamen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Der Internist (4/2011) hin.
Die Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des "Parodonts" – des zahnhaltenden Gewebes – die durch Bakterien im Zahnbelag ausgelöst wird. Zunächst entzündet sich das Zahnfleisch ("Gingivitis"), dann bilden sich Zahnfleischtaschen. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Abbau von Gewebe und Knochen um den Zahn, bis dieser schließlich ausfällt. Etwa 30 Prozent der Erwachsenen in Europa haben eine Parodontitis, davon 5 bis 15 Prozent eine schwere Form.
Studien zeigen, dass Diabetes (auch Schwangerschaftsdiabetes) das Auftreten einer Parodontitis fördert. Je schlechter die Blutzuckereinstellung, desto schwerer verläuft die Entzündung. Umgekehrt verschlechtert eine Parodontitis die Blutzuckereinstellung. Dies lässt sich sogar bei gesunden Personen ohne Diabetes feststellen.
Bei Diabetes die Zahnfleischtaschen messen lassen
Die Mechanismen, über die eine Parodontitis den Blutzucker und damit auch das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen beeinflusst, sind nur teilweise erforscht. Man vermutet, dass Bakterien und Entzündungsmoleküle eine wichtige Rolle spielen, die in den Blutstrom gelangen und Arterienverkalkungen fördern. Entzündungsmoleküle wirken sich darüberhinaus ungünstig auf die Insulinwirkung aus, weil sie die Insulinempfindlichkeit der Zellen verschlechtern können.
Die Experten fordern, dass Diabetiker einmal jährlich zum Zahnarzt überwiesen werden sollten. Dieser solle regelmäßig die Tiefe der Zahnfleischtaschen messen, welche erste Informationen über den Schweregrad und Behandlungsbedarf einer Parodontitis gibt. Bereits an Parodontitis erkrankte Diabetiker müssten in regelmäßigen Abständen eine professionelle Zahnreinigung erhalten. Ausdrücklich wird auf die Bedeutung der sorgfältigen Mundhygiene hingewiesen, zu der neben dem Zähneputzen auch die Anwendung von Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten gehört. Hausarzt bzw. Diabetologe sowie der Zahnarzt sollten sich außerdem regelmäßig über die Behandlung abstimmen.
Die Expertenkonferenz wurde von der Bundeszahnärztekammer und einem Hersteller von Zahnpflegeprodukten finanziell unterstützt.
Quelle: Diabetes-Ratgeber
http://www.diabetes-ratgeber.net