Diabetes: Normalgewichtige leben längerLassen ein paar Kilos zuviel auf den Rippen den Träger länger leben? Dieser Zusammenhang taucht in Untersuchungen immer wieder auf. Eine aktuelle Studie widerspricht dem nun.
Das Adipositas-Paradox: Wer in den letzten Jahren eifrig Artikel in Gesundheitsmedien gelesen hat, ist bestimmt einmal auf diesen Begriff gestoßen. Dahinter verbirgt sich eine Beobachtung aus mehreren Studien, der zufolge übergewichtige Menschen im Vergleich zu Schlanken oft eine höhere Lebenserwartung besitzen. Auch bei Diabetikern fand eine Untersuchung diesen Zusammenhang. Adipositas ist der medizinische Ausdruck für Fettleibigkeit, also starkes Übergewicht mit einem Body Mass Index (BMI) von über 30. Als Normalgewicht gilt ein Wert zwischen 18,5 und 24,9.
Adipositas-Paradox: Länger leben mit Übergewicht?
Schützen zusätzliche Kilos also vor Krankheiten? Und ist Übergewicht gar nicht so schädlich wie bislang vermutet? Grund zur Entwarnung gibt es leider nicht: Übergewicht ist nach wie vor einer der wichtigsten Ursachen für Typ-2-Diabetes. Außerdem handelt es sich bei dem als Adipositas-Paradox bekannten Effekt nur um statistische Werte, die nicht besagen, dass das Übergewicht tatsächlich der Grund für ein längeres Lebens ist.
Möglicherweise sind andere Faktoren für diese Beobachtung verantwortlich. So sind Raucher zum Beispiel tendenziell eher schlank, gleichzeitig haben sie ein besonders hohes Risiko, frühzeitig zu sterben. Verzerren sie die Ergebnisse? Ernährungsforscher an der Universität Harvard sind diesem Verdacht nachgegangen. Dazu analysierten sie die Werte von über 11.000 Diabetikern aus zwei Studien, darunter 8970 Frauen und 2457 Männer.
Studie: Normalgewichtige überlebten am häufigsten
Anhand von Körpergewicht und Größe errechnete das Team um Frank Hu, Professor für Ernährung und Epidemiologie in Harvard, den BMI der Teilnehmer. Den BMI erhält man, indem man das Gewicht eines Menschen in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern im Quadrat teilt (Hier können Sie Ihren BMI errechnen). Anschließend erfassten die Forscher, welche der Teilnehmer durchschnittlich fast 16 Jahre später noch am Leben waren.
Normalgewichtige Diabetiker hatten dabei die geringste Sterbewahrscheinlichkeit. Am deutlichsten war dieser Zusammenhang bei den Nichtrauchern. Bei den Rauchern verringerte ein geringes Körpergewicht dagegen die Überlebenschancen.
Verzerren Raucher die Effekte?
Damit widersprechen die Ergebnisse denen anderer Untersuchungen, laut denen Übergewicht einen schützenden Effekt hat. Für Deirdre Tobias, Hauptautorin der Harvard-Studie, erklärt sich das Adipositas-Paradox zum Teil möglicherweise damit, dass andere Untersuchungen nicht nach Rauchern und Nicht-Rauchern unterscheiden: Das kann das Verhältnis zwischen Gewicht und Sterblichkeit verzerren, so dass die Normalgewichtigen im Vergleich zu den Übergewichtigen und Fettleibigen scheinbar schlechter wegkommen.“
Auch diese Studie wird die Diskussion um mögliche günstige Auswirkungen von leichtem Übergewicht sicherlich nicht beenden. Als wenig überraschendes Ergebnis lässt sich allerdings festhalten: Es scheint nicht nur auf den BMI allein anzukommen, sondern auch darauf, wie gesund jemand sonst lebt, wie er sich ernährt, wie viel er sich bewegt.
Typ-2-Diabetiker profitieren allerdings mehr noch als andere, wenn sie überzähliges Gewicht abspecken. So tragen sie dazu bei, die Insulinempfindlichkeit zu verbessern, damit den Blutzuckerspiegel zu senken – und können sich so vor zahlreichen Krankheiten schützen.
Quellen: Harvard School of Public Health, The New England Journal of MedicineQuelle: Diabetes-Ratgeber
http://www.diabetes-ratgeber.net