Gicht steht mit erhöhtem Risiko für Typ-2-Diabetes in ZusammenhangBOSTON, 2. Oktober (Biermann) – Aufgrund der Ergebnisse älterer Studien hat man bereits vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen Gichterkrankungen und Diabetes gibt. Die bisherige Forschung allerdings krankte daran, dass die Untersuchungen nur an Männern mit einem hohen Risiko für Herzleiden und Schlaganfälle durchgeführt worden waren.
Ob sich der in diesen Studien belegte Zusammenhang auch in der Allgemeinbevölkerung, und damit auch bei Frauen, finden lässt, ist nun in einer aktuellen Untersuchung britischer Wissenschaftler geprüft worden.
Grundlage der Studie war das Health Improvement Network (THIN) – eine elektronische Datenbank, die die anonymisierten Krankenakten von fast 7,5 Millionen Patienten aus 477 Hausarztpraxen umfasst.
Eingeschlossen in die aktuelle Untersuchung wurden Erwachsene, deren Daten mindestens ein Jahr umfassten. Jeder der im Zeitraum 1995 bis 2010 mehr als 35.300 neu aufgetretenen Fälle von Gicht verglichen die Forscher mit bis zu fünf Personen, die nicht an Gicht litten, aber zum selben Zeitpunkt in die Datenbank aufgenommen worden waren. Insgesamt gingen so gut 137.000 Datensätze in die Analyse ein. Dabei wiesen die Kontrollpersonen einen ähnlichen Body-Mass-Index (BMI) auf, denn Fettleibigkeit bildet einen starken Risikofaktor sowohl für Gicht als auch für Typ-2-Diabetes.
Die THIN-Datenbank lieferte zudem Informationen zu anderen Risikofaktoren, die einen Einfluss haben können, wie Alkohol- und Nikotinkonsum, Besuche beim Hausarzt und andere zugrunde liegende Gesundheitsprobleme sowie deren Behandlung.
Bei fast drei Vierteln der neu diagnostizierten Gichtpatienten handelte es sich um Männer (72%). Diese waren im Durchschnitt 62 Jahre alt. Die Frauen unter den Studienteilnehmern hatten mit 67 Jahren ein etwas höheres Durchschnittsalter.
Alle Patienten, bei denen eine Gichterkrankung diagnostiziert wurde, tranken im Vergleich mehr Alkohol, gingen häufiger zum Hausarzt, hatten mehr zusätzliche gesundheitliche Leiden und nahmen häufiger Steroide und Diuretika als die Probanden ohne Gicht.
Die Rate neu entdeckter Diabeteserkrankungen war bei den Gichtpatienten insgesamt mit 9,6 Fällen pro 1000 Personenjahre deutlich höher als in der Kontrollgruppe (6,7/1000 Personenjahre). Frauen mit Gicht erkrankten mit einer um 71 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als Kontrollpersonen an Diabetes; bei den Männern war diese Wahrscheinlichkeit um 22 Prozent erhöht.
Die Forscher vermuten, dass die dauerhafte geringgradige Entzündung, die eine Gichterkrankung auszeichnet, auch die Entstehung eines Diabetes fördert. Möglich sei auch, dass die den beiden Erkrankungen gemeinsamen Risikofaktoren den Zusammenhang erklären könnten.
Quelle: Ann Rheum Dis, 02.10.2014 (Online-Veröffentlichung vorab)Pressemitteilung: BD Medical - Diabetes Care
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