Gestationsdiabetes: Auch für Väter ein Diabetes-WarnsignalMONTREAL, 26. August (Biermann) – Bis zu 30 Prozent aller Frauen leiden während einer Schwangerschaft an einem Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes. Dabei handelt es sich zwar um eine zeitlich begrenzte Stoffwechselstörung, die nach der Geburt des Kindes wieder verschwindet, doch haben die betroffenen Frauen ein etwa siebenmal so hohes Risiko, in den Folgejahren einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln.
Doch nicht nur für die Mütter sollte ein Schwangerschaftsdiabetes ein Warnsignal sein, sondern auch für die Väter: Das haben Wissenschaftler vom McGill University Health Centre (RI-MUHC) jetzt in einer großen Studie nachgewiesen, für die Daten aus 20 Jahren analysiert wurden. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „Diabetes Care“ veröffentlicht.
„Wir beobachteten, dass bei Männern, deren Partnerinnen an Schwangerschaftsdiabetes litten, mit einer um 33 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit ein Diabetes auftrat“, erklärt Hauptstudienautorin Dr. Kaberi Dasgupta. „Dies ist die erste Studie, in der eine Verbindung zwischen Gestationsdiabetes bei Müttern und dem Auftreten von Diabetes bei Vätern hergestellt wird“, so die Endokrinologin weiter.
Ältere Studien hatten gezeigt, dass Partner sich im Hinblick auf das Körpergewicht und körperliche Aktivitäten gleichen. Zudem konnte Dr. Dasguptas Arbeitsgruppe mit einer im Jahr 2014 durchgeführten Studie belegen, dass Diabetes bei einem Partner einen Diabetes-Risikofaktor bei dem anderen darstellt.
Die Wissenschaftler hatten nach dem Zufallsprinzip Schwangerschaften aus den Jahren 1990 bis 2007 unter die Lupe genommen. Dabei konzentrierten sie sich auf die Frauen mit einer Diagnose für Gestationsdiabetes und verglichen sie mit Schwangeren ohne diese Stoffwechselstörung. Sie identifizierten Väter mit Typ-2-Diabetes und analysierten deren Daten für die Zeit ab der Entlassung der Partnerin aus dem Krankenhaus nach der Niederkunft. Insgesamt gingen Informationen zu mehr als 70.000 Vätern in die Untersuchung ein.
„Unsere Analyse lässt darauf schließen, dass Paare zum Teil deshalb ein gemeinsames Risiko besitzen, weil sie auch ein gemeinsames soziales und kulturelles Umfeld haben, das zum Gesundheitsverhalten beiträgt“, meint Dr. Dasgupta. „Die Studie bestätigt die Ergebnisse unserer vorangegangenen Studie zum gemeinsamen Diabetesrisiko in der Partnerschaft sowie andere ältere Untersuchungen, die ebenfalls darauf hindeuten, dass in ein und demselben Haushalt die Neigung zu ungesünderem Essen und weniger Bewegung geteilt werden kann. Unsere Daten können bedeuten, dass ein Gestationsdiabetes gewissermaßen als Werkzeug eingesetzt werden kann, um bei den Vätern die Diabetesprävention und das Screening zu verstärken.“
Quelle: McGill University Health Centre, 13.08.2015Pressemitteilung: BD Medical - Diabetes Care
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