Blutverdünner ASS bei Diabetes: Herzschutz, aber Blutungsrisiko31. Aug 2018
Bei Patienten mit Diabetes kann die tägliche Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) als Blutverdünner Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen. Jedoch erhöht sich dadurch das Risiko für schwere Blutungen. Ein Schutz vor Krebserkrankungen lässt sich nach wie vor nicht nachweisen. Dies zeigen die Ergebnisse einer großen britischen Studie, die im ‚New England Journal of Medicine‘ veröffentlicht wurde.
An der ASCEND-Studie nahmen 15.480 Patientinnen und Patienten mit Diabetes (davon 94 Prozent mit Typ-2-Diabetes) teil. Sie waren im Durchschnitt 63 Jahre alt und wiesen zum überwiegenden Teil die üblichen Risikofaktoren auf wie Übergewicht, hoher Blutdruck und erhöhte Cholesterinwerte. Einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ähnliche Ereignisse hatten sie jedoch bisher noch nicht erlitten. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Probanden einer von zwei Gruppen zugeordnet: eine Gruppe nahm täglich 100 mg ASS als Blutverdünner zu sich, die andere Gruppe erhielt ein Scheinmedikament (Placebo).
Während der Nachbeobachtungszeit von ca. sieben Jahrenerlitten in der ASS-Gruppe maßgeblich weniger Patienten (658, das entspricht 8,5 Prozent) einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ähnliches Ereignis als in der Placebo-Gruppe (743 Patienten bzw. 9,6 Prozent).
traten in der ASS-Gruppe deutlich mehr schwere Blutungen auf, nämlich bei 314 Patienten bzw. 4,1 Prozent, als in der Placebo-Gruppe (245 Patienten, bzw. 3,2 Prozent). Die Blutungen betrafen vermehrt den Magen-Darmtrakt, aber auch die Augen oder das Gehirn.
Nutzen und Risiko einer vorbeugenden Einnahme von ASS sind somit bei dieser Patientengruppe sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Die erhöhte Blutungsgefahr hebt einen möglichen Vorteil für Diabetes-Patienten, die in der Vergangenheit noch keinen Herzinfarkt, Schlaganfall oder ähnliches erlitten hatte, wieder auf.
In früheren Studien gesammelte Hinweise auf einen Schutz vor Krebserkrankungen durch ASS (Acetylsalicylsäure) konnte diese Studie nicht bestätigen. In beiden Behandlungsgruppen erkrankten im Beobachtungszeitraum ähnlich viele Personen an Krebs (11,6 Prozent versus 11,5 Prozent). Um positive Langzeiteffekte zur Vorbeugung gegen Krebs nachzuweisen, war allerdings der Beobachtungszeitraum dieser Auswertung eventuell zu kurz, so die Autoren. Man darf also auf spätere Analysen der ASCEND-Daten gespannt sein.
Quellen:
ASCEND Study Collaborative Group: Effects of Aspirin for Primary Prevention in Persons with Diabetes Mellitus. In: N Engl J Med., 2018, doi: 10.1056/NEJMoa1804988. [Epub ahead of print]
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V: Studie: Bei Diabetes-Patienten halten sich Nutzen und Risiko von Aspirin-Prophylaxe in der Waage, Pressemitteilung vom 27.08.2018 Pressemitteilung: Diabetesinformationsdienst - München
https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de